Musik

Warum ich komponiere und produziere
Nach Jahrzehnten als professioneller Musiker mit rund 4000 Aufführungen musste ich meinen aktiven Musikerberuf nach einem Burnout aufgeben. Doch der innere Antrieb, Musik zu gestalten, blieb bestehen. Mit dem Beginn des Rentenbezugs eröffnete sich für mich die Möglichkeit, meine kreative Seite neu zu entfalten – nicht mehr als ausführender Musiker, sondern als Komponist und Produzent.
Meine musikalische Laufbahn war stets vielschichtig: Zwar wurde ich als Orchestertrompeter ausgebildet und habe in klassischen Ensembles gespielt, doch ebenso war ich in kommerziellen und populären Genres tätig sowie als improvisierender Solist in Jazzensembles. Diese Vielfalt prägt auch meine heutige Arbeit. Durch die Verbindung meiner musikalischen Erfahrung mit meinem Wissen als Informationstechnologe erschaffe ich elektronische Musik, die Tradition und Innovation vereint.
Wie ich komponiere und produziere
Elektronik war für mich nie Selbstzweck, sondern stets ein Werkzeug, um meine musikalischen Ideen in meinem Spätwerk zu verwirklichen. Besonders faszinierte mich die Möglichkeit, den Klang der Trompete über ihre natürlichen Grenzen hinaus zu erweitern. Während ich in meiner ersten Karriere bereits mit Notenpapier und Bleistift komponierte, fehlte mir dabei die vollständige künstlerische Kontrolle – die Macht eines Malers, der sein Werk von der ersten bis zur letzten Linie selbst erschafft.
Durch digitale Musikproduktion erhielt ich diese Freiheit. Nun konnte ich meine musikalischen Fantasien ohne Einschränkungen realisieren – nicht nur durch elektronische Klangschöpfungen, sondern auch durch meine eigene Gesangsstimme und den Einsatz eines elektronischen Blasinstruments.
In meiner Zeit als improvisierender Freejazzer habe ich erlebt, wie sehr dieses Genre auf Grenzüberschreitung als Selbstzweck setzt. Doch mein eigener künstlerischer Ansatz war stets ein anderer: Mich interessiert nicht das Überschreiten von Genregrenzen, sondern die Bewahrung und Weiterentwicklung musikalischer Traditionen. Die eigentliche Grenzüberschreitung findet für mich in der Haltung statt – sei es durch Songtexte oder kreative Irritation.
Was ich komponiere und produziere
Im Jahr 2020 begann ich nach 25 Jahren künstlerischer Pause mit meinem ersten eigenen Projekt. Ich spürte das dringende Bedürfnis, meine neuen Werke in einen Rahmen einzubinden – nicht nur für ein Publikum, sondern vor allem für mich selbst. So entstand die fiktive Welt des Raumschiffs Entprima – ein Exodus-Schiff, auf dem Musik unabhängig vom Mainstream produziert und aufgeführt wurde. Die Idee dahinter: ein Publikum, das sich von aktuellen Trends gelöst hat, aber dennoch die kulturellen Wurzeln seiner Vorfahren bewahrt. Diese Fiktion begleitet mich bis heute als kreatives Fundament.
Meine Songs bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Tradition und Innovation. Algorithmische Systeme ordnen sie gängigen Genres zu, weil ihre Klangsprache von diesen inspiriert ist. Doch sobald menschliche Kuratoren ins Spiel kommen, entsteht Irritation: Die tiefsinnigen Brüche in Text und Musik entziehen sich einer klaren Kategorisierung – zu eigen für den Mainstream, zu facettenreich für eine einzelne Nische. Dennoch – oder gerade deshalb – haben meine rund 200 Songs inzwischen über zwei Millionen Mal ihren Weg zu den Ohren (und hoffentlich auch den Gedanken) ihrer Hörer gefunden.
Seit Kurzem beschäftige ich mich zudem intensiv mit generativer Musik-KI. Einige meiner Songs sind im Dialog mit einer KI entstanden – jedoch nicht als Ersatz meiner Kreativität, sondern als weiteres Werkzeug zur Erweiterung meines musikalischen Horizonts. Wie schon die Elektronik in meiner frühen Produktion ermöglicht mir die KI, neue Klangwelten zu erkunden und meine musikalische Vision auf neue Weise zu gestalten.