In welcher Staatsform möchtest du leben? | 3
Sicherlich hast du dich schon einmal gewundert, welche Parteien und Politiker von der Bevölkerung gewählt werden. Besonders auffällig ist, dass die Wahlergebnisse oft nicht mit den Statistiken über die soziale Stellung der Bürger übereinstimmen. Viele Bürger scheinen Parteien oder Personen zu wählen, deren Grundauffassung von den Aufgaben des Staates für sie selbst wahrscheinlich mehr Nachteile als Vorteile bringt. Diesem Widerspruch möchte ich hier in drei Teilen nachgehen.
Ich möchte in Teil 3 die Prinzipien des Sozialstaates und des liberalen Staates auf allgemeine Haltungen zu einer Gesellschaftsform und – noch weiter herunter gebrochen – auf gesellschaftliche Gruppierungen jeder Größe betrachten. Ich würde diese 2 Haltungen „Solidargemeinschaft“ und „Kampfordnung“ nennen.
Teil 3: Solidargemeinschaft vs. Kampfordnung
Die Begriffe „Solidargemeinschaft“ und „Kampfordnung“ bieten eine interessante Perspektive, um die Prinzipien des Sozialstaates und des liberalen Staates auf allgemeine Haltungen zu einer Gesellschaftsform und auf gesellschaftliche Gruppierungen jeder Größe zu übertragen. Lass uns diese Begriffe näher betrachten:
Solidargemeinschaft
Prinzipien des Sozialstaates
- Gemeinschaft und Zusammenhalt: Der Sozialstaat betont die Verantwortung der Gesellschaft für das Wohl aller ihrer Mitglieder. Dies spiegelt sich in umfangreichen Sozialleistungen und einem Sicherheitsnetz wider, das Bürger in Notlagen unterstützt.
- Gerechtigkeit und Gleichheit: Ziel ist es, soziale Ungleichheiten zu reduzieren und Chancengleichheit zu fördern. Dies kann durch progressive Besteuerung, kostenlose Bildung und Gesundheitsversorgung erreicht werden.
- Kooperation und Unterstützung: Bürger werden ermutigt, sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam an der Verbesserung der Gesellschaft zu arbeiten.
Anwendung auf gesellschaftliche Gruppierungen
- Familien und Gemeinschaften: In einer Solidargemeinschaft unterstützen sich Familienmitglieder und Nachbarn gegenseitig, sei es durch emotionale Unterstützung, gemeinsame Projekte oder materielle Hilfe.
- Arbeitsplatz: Kollegen arbeiten zusammen, um gemeinsame Ziele zu erreichen, und unterstützen sich gegenseitig bei Herausforderungen.
- Vereine und Organisationen: Mitglieder arbeiten gemeinsam an Projekten, die dem Gemeinwohl dienen, und unterstützen sich gegenseitig in ihren Bemühungen.
Kampfordnung
Prinzipien des liberalen Staates
- Individualismus und Selbstverantwortung: Der liberale Staat betont die Freiheit und Selbstverantwortung des Einzelnen. Jeder Bürger ist für sein eigenes Wohl verantwortlich und sollte seine Chancen selbst nutzen.
- Wettbewerb und Leistung: Wettbewerb wird als Motor für Innovation und wirtschaftlichen Fortschritt gesehen. Erfolgreiche Individuen werden belohnt, während weniger erfolgreiche sich anstrengen müssen, um aufzuholen.
- Minimale staatliche Eingriffe: Der Staat soll lediglich die Rahmenbedingungen schaffen, innerhalb derer Individuen ihre Ziele verfolgen können, ohne übermäßig in das Leben der Bürger einzugreifen.
Anwendung auf gesellschaftliche Gruppierungen
- Familien und Gemeinschaften: In einer Kampfordnung wird erwartet, dass jedes Familienmitglied für sich selbst sorgt und seine eigenen Ziele verfolgt. Erfolg wird individuell gemessen.
- Arbeitsplatz: Mitarbeiter konkurrieren um Beförderungen, Gehaltserhöhungen und Anerkennung. Leistung und Erfolg werden belohnt, während Schwächen weniger toleriert werden.
- Vereine und Organisationen: Mitglieder streben nach persönlichem Erfolg und Anerkennung innerhalb der Gruppe. Wettbewerb und Leistung stehen im Vordergrund.
Vergleich und Kontrast
- Zusammenhalt vs. Wettbewerb: In einer Solidargemeinschaft steht der Zusammenhalt im Vordergrund, während in einer Kampfordnung der Wettbewerb betont wird.
- Unterstützung vs. Selbstverantwortung: In einer Solidargemeinschaft wird gegenseitige Unterstützung gefördert, während in einer Kampfordnung die Selbstverantwortung im Vordergrund steht.
- Gemeinsame Ziele vs. individuelle Ziele: In einer Solidargemeinschaft arbeiten die Mitglieder an gemeinsamen Zielen, während in einer Kampfordnung individuelle Ziele verfolgt werden.
Fazit
Die Begriffe „Solidargemeinschaft“ und „Kampfordnung“ bieten eine nützliche Perspektive, um die Prinzipien des Sozialstaates und des liberalen Staates auf verschiedene gesellschaftliche Ebenen zu übertragen. Sie helfen dabei, die unterschiedlichen Haltungen und Werte zu verstehen, die diese Systeme prägen, und wie sie sich auf das Verhalten und die Interaktionen innerhalb von Gruppierungen jeder Größe auswirken.
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