Das große Spiel – Prinzip: Verbindung
Ist die Liebe die Basis des Seins?
Stell dir vor, zwei Menschen verlieben sich – und plötzlich entsteht etwas, das keiner von beiden allein hätte schaffen können: eine Beziehung mit eigener Dynamik, Erinnerungen, sogar einer Art „Eigenleben“. Oder denke an ein Team, das gemeinsam eine Idee entwickelt, die jeder Einzelne nie gehabt hätte. Und jetzt vergleiche das mit zwei Wasserstoffatomen, die sich zu einem Molekül verbinden und dabei völlig neue Eigenschaften gewinnen: Wasser, das Leben ermöglicht.
Materialismus vs. Idealismus
Kann aus der bloßen Verbindung in physikalischen Prozessen – ohne eine „geheimnisvolle Zutat“ wie Willen oder Bewusstsein – tatsächlich die ganze Komplexität des Erlebens entstehen? Wie erklärt sich das subjektive Gefühl von Liebe, die Kreativität eines Teams oder sogar das Qualia eines einzelnen Moments, wenn am Anfang nur Atome stehen, die sich verbinden? Ist die Emergenz von Bedeutung und Erfahrung nur eine Illusion – oder der Beweis dafür, dass Verbindung mehr ist als die Summe ihrer Teile?
Immer wieder – Komplexität
Wenn wir das Problem der Entwicklung nur unter dem Gesichtspunkt der Verbindung betrachten, ist es nicht besonders plausibel, dass aus Verbindungen von Atomen oder Verschränkungen von Quanten emotionale Tiefe entstehen kann. Allerdings sind wir ja bereits beim dritten Prinzip angelangt und die Verschachtelung und Bipolarität als vorher aufgeführte Prinzipien bringen ja zwei potente Komplexitätsbeschleuniger mit ins Spiel – und wir sind erst bei Prinzip 3 von 8 angelangt. Wir dürfen nie vergessen, dass wir in der Art einer Reproduktion forschen und damit immer vom Komplexen ins Einfachere wandern. Andersherum sieht die Welt ganz anders aus!
Hier ist ein Beispiel, das die kumulative Wirkung der ersten drei Prinzipien (Verschachtelung, Bipolarität, Verbindung) zeigt – und wie sie gemeinsam Emergenz beschleunigen. Es stammt aus der Biologie, lässt sich aber leicht auf soziale Systeme übertragen – Die Entstehung eines Ökosystems:
Wie aus einfachen Regeln Komplexität erwächst:
Prinzip 1: Verschachtelung
Einzelne Organismen (z. B. Bakterien, Pflanzen, Tiere) sind bereits komplex verschachtelt: Jede Zelle enthält Organellen, die wiederum aus Molekülen bestehen.
Prinzip 2: Bipolarität
Jeder Organismus hat komplementäre Eigenschaften, die Gegensätze erzeugen: z. B. Produzenten (Pflanzen, die Energie speichern) vs. Konsumenten (Tiere, die Energie verbrauchen). Diese Gegensätze schaffen Spannung – und damit den Antrieb für Wechselwirkungen.
Prinzip 3: Verbindung
Durch symbiotische Beziehungen (z. B. Pilze, die Nährstoffe für Bäume bereitstellen) oder Räuber-Beute-Dynamiken entstehen neue Eigenschaften, die keine der Arten allein hätte:
- Ein Wald wird zum Kohlenstoffspeicher.
- Ein See entwickelt eine eigene „Persönlichkeit“ (z. B. durch Algenblüten oder Fischpopulationen).
- Plötzlich gibt es Emergenz: Das Ökosystem hat Eigenschaften, die kein Einzelorganismus vorhersagen konnte (z. B. Resilienz gegen Dürren).
Wenn wir also eigenes Erleben auf grundsätzliche Prinzipien der Natur oder der Welt reduzieren, dürfen wir nicht den Fehler machen, diese Prinzipien isoliert zu betrachten. Dennoch können wir auf diesem Wege die Komplexität erkennbar, durch die eigene Fähigkeit der Kombinatorik verstehbar, und erst nach diesen Schritten zumindest unsere planetare Weltschachtel gestaltbar machen.
Kombinatorik
Vielleicht ist gerade die Fähigkeit der Kombinatorik, die sich auch in der Mathematik, der Logik und der Kunst offenbart, ein Schlüssel, der uns die Tür zu unserem gemeinsamen Bewusstsein aufschließt.