Horst Grabosch - Gedichte

Was für ein Tag

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Dieser kleine Text richtet sich an die Zeitgenossen, die vornehmlich Ihre öffentliche Wut an Machtlosen auslassen, während sie den Frust über die böse Welt der Mächtigen nur am Stammtisch im Alkohol ersäufen, oder unter dem Deckmantel der Anonymität Unverschämtheiten posten.

Paul schaute durch sein Panoramafenster auf die schneebedeckten Gipfel der Nordalpen, die in gleißendem Sonnenlicht erstrahlten.

Aus dem Bodennebel des Hochmoores stieg das Wort ‚KLARHEIT‘ in dreidimensionaler Anmutung blütenweiß empor.

Als es den tiefblauen Himmel über den Berggipfeln erreichte, und sich in unübertrefflicher Schönheit dem Betrachter entbot, zersplitterten die Buchstaben in Tausende von Swarovski-Kristallen, die auf die Gletscher hinunter regneten. Das Licht brach sich in den Splittern und entfachte ein Feuerwerk von Farben.

„Product Placement“, schrie der kleine Sittenwächter auf. Paul gab’s ihm so lang auf die Mütze, bis er still war.

Was für ein Tag!

Kommentar

Dieser kleine Text richtet sich an die Zeitgenossen, die vornehmlich Ihre öffentliche Wut an Machtlosen auslassen, während sie den Frust über die böse Welt der Mächtigen nur am Stammtisch im Alkohol ersäufen, oder unter dem Deckmantel der Anonymität Unverschämtheiten posten. Anlass war vor einigen Jahren ein Leser meiner Texte, der sich über die Werbung neben meinen Beiträgen aufregte (in diesem Blog gibt es keine Werbung mehr, weil sich der Aufwand nicht lohnt). Während sich dieser Sittenwächter geradezu in einem täglichen Hurrikan von Werbung bewegte, hatte er nichts besseres zu tun, als einen harmlosen Blogger zu attackieren. Meine erste Erregung war jedoch fehl am Platze, wie der Erfolg von einigen YouTubern zeigt, die mit scheinbar einfachen Mitteln große Wirkung erzielen. Vielleicht wäre Respekt vor der Leistung (auch einfache Videos erstellen sich nicht von allein) die richtige Alternative.

Paul hat in diesem kurzen Plot die richtige Einstellung – weitermachen, und das Leben genießen, solange es geht. Panoramafenster, Panaromablick – das erzeugt Neid und Missgunst – aber Paul ist nur eine Kunstfigur!

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