Horst Grabosch - Gedichte

Waldmeisterbowle

von | Gedichte

Ob das ein Gedicht ist, mag zweifelhaft erscheinen. Ich nehme mir die künstlerische Freiheit einfach, weil es ein ziemlich ekelhafter Text ist.

Zubereitung:

Arbeitszeit: ca. 15 Min. Ruhezeit: ca. 1 Std. / Schwierigkeitsgrad: simpel / Kalorien p. P.: keine

Vom Waldmeister einige Blättchen abnehmen und zur Seite legen. Den restlichen Waldmeister in den Weißwein geben und zerquetschen. Eine Stunde ziehen lassen.

Dann den Waldmeister herausnehmen. Den Wein nach Belieben mit Zucker oder Honig süßen und in ein Bowlegefäß geben. Die abgeschälte Zitronenschale zufügen und mit Sekt auffüllen. Mit den beiseite gelegten und frischen Waldmeisterblättchen dekoriert servieren.

Paul war seit einiger Zeit in Behandlung. Der Therapeut diagnostizierte eine Tendenz zur Psychopathie. Zur Therapie gehörte es, einfache Dinge des täglichen Lebens zu erledigen und Sozialkontakte zu anderen Menschen zu pflegen. Paul dachte an einen gemütlichen Abend mit Waldmeisterbowle, die er selbst zubereiten wollte.

Paul ging in den Wald und suchte den Waldmeister, denn wo sonst sollte der zu finden sein. In der Ferne erblickte er einen stattlichen Mann in grüner Jacke, der aufmerksam den Wald musterte. Auf dem Rücken eine ebenso stattliche Flinte. Das musste der Waldmeister sein!

Es dauerte seine Zeit, bis er ihn mit einem starken Ast erlegt hatte. Er schnitt einige Blättchen aus der grünen Jacke und legte sie zur Seite. Für den zweiten Schritt musste er wohl den ganzen Waldmeister mit nach Hause nehmen, denn die Schüssel mit dem Weißwein hatte er natürlich nicht dabei.

„Arbeitszeit: 15 Minuten“, erschien ihm bereits jetzt etwas kühn geplant, denn schließlich konnte er unmöglich den ganzen Waldmeister in die Schüssel geben. Davor lagen schließlich noch aufwändige Aktionen mit der Kreissäge, und die Entsorgung des Waldmeisterrestes.

Dann erledigte er den nächsten Zubereitungsschritt, und ließ alles eine Stunde ziehen. Doch auch nachdem er den Waldmeister herausgenommen hatte, war zu seinem Erstaunen die Bowle rot statt grün, doch mit den Waldmeisterblättchen als Dekoration kam er der Sache schon näher.

Nun freute er sich auf seine Gäste. Der Therapeut würde stolz auf ihn sein.

Kommentar

Ob das ein Gedicht ist, mag zweifelhaft erscheinen. Ich nehme mir die künstlerische Freiheit einfach, weil es ein ziemlich ekelhafter Text ist.

Nächste Gedichte

Frauen sind einfach sensibler

Oft begann ich mit poetischen Versatzstücken, und ließ dann der Fantasie freien Lauf. Dass fast jedes Gedicht aus dieser Zeit eine leicht zotige Richtung einschlug, dürfte meinem Humor zu verdanken sein, der auch dunklen Zeiten trotzte.

mehr lesen

Die weiße Göttin

Der Duden definiert Zote als derben, obszönen Witz, der als gegen den guten Geschmack verstoßend empfunden wird. Genau so etwas braucht man manchmal als Ventil bei schlechter Laune.

mehr lesen

Was für ein Tag

Dieser kleine Text richtet sich an die Zeitgenossen, die vornehmlich Ihre öffentliche Wut an Machtlosen auslassen, während sie den Frust über die böse Welt der Mächtigen nur am Stammtisch im Alkohol ersäufen, oder unter dem Deckmantel der Anonymität Unverschämtheiten posten.

mehr lesen
Club der Eklektiker
close slider

Club der Eklektiker

Du willst regelmäßig über alle Neuigkeiten von Horst Grabosch informiert werden? Dann werde "Mitglied" im Klub der Eklektiker. Was deine "Mitgliedschaft" bedeutet, entscheidest du selbst.

Im Standardfall erhältst du etwa monatlich einen Newsletter von Entprima Publishing, der Veröffentlichungs-Plattform des Autors.

Die Anmeldung befindet sich auf der Website von Entprima Publishing.