Vorwort
Dieses Buch handelt von Depressionen. Zur Jahreswende 2007/2008 hielt mich eine akute Depression fast 4 Monate in einer seelischen Gefangenheit. Das Schreiben von Briefen schien mir eine geeignete Therapie neben der Medikation zu sein. Zur Überhöhung der Texte schuf ich die doch sehr verwirrte Figur Ki Apfel.
Dieses Buch handelt von Depressionen. Zur Jahreswende 2007/2008 hielt mich eine akute Depression fast 4 Monate in einer seelischen Gefangenheit.
Das Schreiben von Briefen schien mir eine geeignete Therapie neben der Medikation zu sein. Tatsächlich hatte ich das Gefühl in meiner oberbayerischen Kleinstadt in einer offenen ‘Anstalt‘ zu weilen. Zur Überhöhung der Texte schuf ich die doch sehr verwirrte Figur Ki Apfel.
Dass ich nicht weit entfernt von einer richtigen Anstalt war, stellte sich zwei Jahre später bei einem schweren Rückfall dar, der mich tatsächlich einen Monat zur Behandlung in die Psychiatrie zwang.
Erst jetzt, mit Hilfe einer intensiven Gesprächstherapie, weiß ich, wie viel Wahrheit in den Briefen steckt. Diese Wahrheit war für mich aber nicht greifbar und zu verarbeiten. Die wahre Krankheit liegt tiefer und verborgener, als ich mir jemals vorstellen konnte.
Heute muss ich feststellen, dass das Thema Depression von noch größerer Brisanz ist, als neuere Statistiken ohnehin schon andeuten. Durch neue, leicht verfügbare Informationen können wir die Welt immer detaillierter erkennen. Ein Lügengebäude nach dem anderen bricht zusammen und es zeigt sich eine Höllenfratze, die wir immer schon erahnten, aber erfolgreich in den Tiefen unserer Seelen verschüttet haben.
Wenn die Hölle unserer Kindheit und die Hölle der Welt sich vereinen, bricht die tief sitzende Krankheit aus. Das einzige Kraut, das der Krankheit dauerhaft gewachsen ist, müssen wir uns neu erarbeiten.
Es heißt ‘Lust & Liebe‘. Wenn die Lust auf das Leben und die Liebe zum eigenen inneren Kind wieder zur Triebfeder unseres Verstandes werden, sind wir endlich wieder Mensch.
Die Ironie der Briefe signalisiert aber auch eine gewisse Leichtigkeit im Umgang mit den Seelenqualen. Diese Leichtigkeit wünsche ich dem Leser bei aller Ernsthaftigkeit in der Auseinandersetzung mit dem Schmerz.
Schließlich wissen wir schon lange, dass uns das Paradies durch den biblischen Sündenfall auf Erden verwehrt wird. Obwohl ich nicht sehr religiös bin, erstaunt mich immer wieder die Weisheit der Propheten aus den verschiedenen Religionen. Es lohnt sich, dort einmal ohne Rücksicht auf die Dogmen der zeitgenössischen Religionsinterpreten zu stöbern.
Mit einer Brille klaren Verstandes ausgestattet, können wir dort eine Welt erkennen, die uns sehr bekannt vorkommen sollte – unsere Welt. ‘Macht euch die Welt untertan‘ heißt es in der Genesis. Vielleicht haben wir ja doch die Wahl. Ich glaube daran.
Begriffswelt der ‚Anstalt‘
Organisation
Eine Art Geheimbund der Reichen und Mächtigen. So etwas, wie die ‘High Society‘. Man gehört dazu, oder nicht – man versteht sich.
PatientenAlle vom Leben Gebeutelten und Gescheiterten. Nicht zuletzt am gesellschaftlichen Status erkennbar. Sie sind das Gegenteil von „Freien Bürgern“
Freie BürgerAlle erfolgreichen oder gut situierten Menschen – vergleichbar mit dem so genannten Mittelstand. Sie müssen sich keine Sorgen um ihr Auskommen machen, weil sie bei der Organisation fest angestellt sind.
NeutrinosSie sind nicht so recht fassbar und entziehen sich der klaren Einordnung.
IntensivgruppeEntspricht der Familie. Durch den Geisteszustand des Patienten erscheint sie jedoch seltsam fremd.
HamsterradIst die Arbeitsstelle von Patienten. Der Lohn entspricht in keiner Weise dem Aufwand der Patienten. Sie haben keine Rechte und werden von der Organisation nach Belieben schikaniert.
schwarze Zahlen – rote ZahlenPatienten haben gar kein echtes Geld. Es sind nur Zahlen auf dem Bankautomaten, die kaum zum Überleben reichen. Bei Patienten sind sie chronisch rot.
JungbürgerWenn die Kinder gerade erwachsen sind, werden sie zu Jungbürgern. Ein augenzwinkernder Hinweis auf das Verhalten von noch in elterlicher Wohnung residierender Neuschlaumeiern – dennoch innig geliebt!
AnstaltsfernsehenWenn die Fernsehanstalten der ‘Organisation‘ reale und fiktive Informationen mischen, oder wenn es besonders absurd oder beeinflussend wird, ist es Anstaltsfernsehen.
PobituPatient ohne Beschäftigung in therapeutischer Unternehmerfunktion. Eine kritische Betrachtung der Unternehmensgründungen aus Hartz 4 – ICH-AG.
Nächste Kapitel
Meine Intensivgruppe
Ich habe eine Frau und ein Kind in meiner Wohnung. Ein Junge, der für sein Alter schon ziemlich ausgeschlafen ist. Ich glaube, dass er ein Mensch gewordener Alien ist, weil er unentwegt am Computer mit Außerirdischen kommuniziert.
Alpine Wintersport-Therapie
Wir hatten einige schöne Wintertage in der Anstaltsregion und schon ging es eines Tages ab mit der Intensivgruppe zur Sport-Therapie, in ein Skigebiet. Natürlich eines in der Nähe und auch fluchtsicher in einem Hochtal gelegen. Vor der Zufahrt war sogar ein Schlagbaum, wo man Geld bezahlen musste.
Kritik am Anstaltsfernsehen
Ich höre jetzt fast gar keine Musik mehr, weil das Angebot hier sehr beschränkt ist. Ab und zu gibt es mal Konzerte für freie Bürger, aber das können sich Patienten nicht leisten. Manchmal gibt es auch Konzerte von Anstaltsgruppierungen, die das als Freizeitvergnügen ansehen.