Vornehmlich die Investmentbanken
2008 geschrieben, hat dieses Gedicht nichts von seiner Aktualität verloren. Während Bänker von Investmentbanken ihr privates Geld in Liechtenstein zu retten versuchen, bereitet man andernorts gerade die Geburtstagsfeier der jungen Tochter vor. In der Prekariatsfamilie geht es hoch her, während im TV gerade ein Bänker seine ignorante Sicht der Dinge verkündet.
Vornehmlich die Investmentbanken,
müssen grad extrem verschlanken.
Durch die viel zu feuchten Hände,
von harter Arbeit schweißgetränkt,
glitt das Geld allzu behende,
in den Orcus – ward versenkt.
Bänker nun mit Kartonagen,
aus dem schmucken Firmenhort,
schleppen Schreibtischapplikagen,
verlieren dabei kaum ein Wort.
Müssen sich jetzt arg beeilen,
zu retten das private Geld.
Drum wollen sie auch nicht verweilen,
es wartet nun die weite Welt.
Es dürstet sie nach den Oasen,
wo Milch und Honig fließen noch,
und hinter sehr gepflegtem Rasen,
die Bank ragt in in den Himmel hoch.
Dort sind die Namen Schall und Rauch.
In schlichten Fächern hoch geschichtet,
sich türmt das Geld –
und Gold wohl auch.
Ein Mensch hier selten wird gesichtet,
eher Schatten durch die Gänge wieseln.
Sie suchen Nummern, eingraviert,
in der Fächer Türgeviert.
Ist dann alles eingeschichtet,
von den Schultern fällt die Last.
Urlaub wartet auf die Nummer,
jeder mag den fremden Gast.
Im schönen Bergort Liechtensteine,
liegt der Mammon nun geschützt,
vorbei ist´s mit dem größten Kummer,
glücklich ist, wer noch besitzt.
(Szenenwechsel)
Einmal mehr schaut die Baggage,
schon lang verwaist ist die Garage,
arbeitslos mit Weib und Göre,
in die gähnend leere Röhre.
Wenn mal der Volkszorn wird entfachet,
durch diese grenzenlose Gier,
sieht man den Bänker wie er lachet,
im TV: “Das Volk sind WIR!”
Gemütlich auf dem Sofa sitzend,
hörts der Erzeuger seiner Brut.
Geburtstagskerzen gerade schnitzend,
gerät der Mann in große Wut
Trocken wird dem Mann der Schlund,
so greift er nun zur Sahnetorte.
hört mit staunend, offnem Mund,
Wogen unverschämter Worte.
Die Torte für der Göre Festtag,
er zitternd in den Händen hält.
möcht stopfen Sahne ohne Ende,
in diese böse, fremde Welt.
Doch das Weib ihn schnell ermahnet,
erinnert an der Torte Wert.
Das leitet ein, nun eine Wende,
und kostet letztlich auch kein Geld.
Der Mann jetzt in das Sofa sacket,
Synapsen lautlos sich entflechten.
Das morsche Teil bedenklich knacket,
der Sensemann sich setzt zur Rechten.
Der Göre ist das alles schnuppe,
laut dröhnt durchs Zimmer Karaoke,
im Arm wiegt sie die neue Puppe
und erwartet die Mischpoke.
Das Fest verläuft dann wie erwartet,
der Schnaps bald auch in Strömen fließt,
Schnell ist die Party ganz entartet,
bis Gleichmut in die Hirne fließt.
So hat am Ende diese Tages,
und auch noch alles ganz legal,
ein Bund der Seelen sich gebildet,
hier im Suff und dort im Tal:
Hast du Sorgen oder Bares,
es ist doch alles scheißegal!
Kommentar
2008 geschrieben, hat dieses Gedicht nichts von seiner Aktualität verloren. Während Bänker von Investmentbanken ihr privates Geld in Liechtenstein zu retten versuchen, bereitet man andernorts gerade die Geburtstagsfeier der jungen Tochter vor. In der Prekariatsfamilie geht es hoch her, während im TV gerade ein Bänker seine ignorante Sicht der Dinge verkündet.
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Dieses Gedicht war etwa 2014 als Geburtstagsgruß an eine gute Freundin gedacht, die an Krebs erkrankt war. Sie lebt glücklicherweise heute (2018) noch glücklich und zufrieden.