Vertriebserfolg mit Toten
Bevor ich jedoch auf die technischen Details eingehe, würde ich zunächst gern wissen, wie es meinem Großvater geht. Wie war er aufgelegt? Hat er Euch einige kommunistische Parolen entgegen geschleudert, oder ist er mit sich im Reinen, im Himmel?
Liebes Tele-Vertriebsteam,
es nähert sich der Jahrestag, an dem es Euch gelungen ist, einem Toten am Telefon einen Vertrag zu verkaufen. Nun gehöre ich nicht zu denjenigen, die bei solchen Sachen immer einen Betrug wittern.
Ich gehe also davon aus, dass es Euch tatsächlich gelungen ist, meinen verstorbenen Großvater im Himmel zu erreichen. Dazu habe ich ein paar Fragen. Da ihr eine Telefongesellschaft seid, habt ihr ja alle technischen Mittel um solche Verbindungen möglich zu machen. Ich nehme an, dass es sich um eine Art virtuellen Kabels direkt zum Himmelsnetz handelt.
Bevor ich jedoch auf die technischen Details eingehe, würde ich zunächst gern wissen, wie es meinem Großvater geht. Wie war er aufgelegt? Hat er Euch einige kommunistische Parolen entgegen geschleudert, oder ist er mit sich im Reinen, im Himmel?
Jetzt zu den technischen Details. Gibt es eine Direktverbindung zu den Verstorbenen oder müsst ihr über die Zentrale gehen? Kann man seine Rufnummer in den Himmel mitnehmen? Dann müsste es aber eine zusätzliche Durchwahl geben, weil ich immer nur die Familienangehörigen ans Telefon bekomme, wenn ich die Nummer eines Verstorbenen wähle. Wenn es diese Durchwahl gibt, wie wird sie generiert? Wenn die Verbindung immer über die Zentrale geht, dann hätte ich gern die Nummer von Gott(in). Im Telefonbuch steht sie nicht.
Hat Jesus eine eigene Durchwahl, oder muss man nur sagen: „Gibt mir mal bitte deinen Sohn“, weil er ja ständig zur Rechten Gottes sitzt? Benutzt man im Himmel Handys, oder hat man da auch Angst, wegen der Strahlenbelastung?
Nun werdet ihr Euch auch Fragen stellen. Warum hat Großvater dem Vertrag zugestimmt, wenn er doch tot ist? Habt ihr Euch die Frage schon gestellt?
Ich hätte da eine plausible Antwort. Im Himmel gibt es keine Banken und auch keine Konten. Damit läuft euer Abbuchungsauftrag ins Leere! Es kostet ihn also keinen Cent. Das ist die Super-Flatrate, und so ein Schnäppchen nimmt man doch gerne mit, oder? Aus diesen Erkenntnissen könntet ihr doch eine tolle Marketingstrategie zimmern.
Was sind denn schon 8 Millionen Anschlüsse gegen Milliarden Anschlüsse. Damit wäret ihr in Kürze der größte Provider der Welt. Hört sich doch gut an, oder? Über die Netzbelastung braucht ihr Euch keine Sorgen zu machen, denn Tote telefonieren nicht viel, weil sie ja ständig Harfe spielen. Außerdem lässt sich ein virtuelles Kabel beliebig aufbohren.
Ich wünsche Euch noch viel Erfolg, und die Tipps von mir braucht ihr auch nicht zu vergüten. Steckt Euch das Geld lieber ein, das macht mehr Spaß.
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