Osterkampf beim Discounter
Die letzten Milka-Hasen werden dir unter den Händen weggerissen. Nur Patienten schauen noch auf Preise. Alle anderen haben jegliche Kontrolle verloren.
Liebe Mireille,
heute tobte der Mob vor den Supermärkten. Samstag vor Ostern ist Großkampftag an den Regalen und Kühltheken. Man könnte meinen, der Verkauf von Waren aller Art würde nach Ostern eingestellt.
Die letzten Milka-Hasen werden dir unter den Händen weggerissen. Nur Patienten schauen noch auf Preise. Alle anderen haben jegliche Kontrolle verloren.
Beim Kampf um die Parkplätze kämpfen Bürgerlimousinen gegen Patientenschrottis. Die freien Bürger gewinnen fast immer. Die haben eine Vollkasko-Versicherung. Nur ein paar Patienten-Desperados können den Kampf siegreich bestehen, wenn sie gegen Autoneurotiker antreten, bei denen ein Kratzer im Lack Nervenzusammenbrüche auslöst.
Im Kampf um die Einkaufswagen sind die Patienten grundsätzlich im Vorteil, weil sie Kleingeld parat haben. Mit einer Geldscheinklammer im Hosensäckl bist du da im Hintertreffen. Danach sind alle gleich. Erst an der Schlange vor der Kasse versuchen freie Bürger noch einmal ein kleines Machtspielchen. Da kann es schon mal vorkommen, dass ein Patient übervorteilt wird. Natürlich solltest du dich als Patient nicht dagegen wehren, sonst wird dir verbal der Garaus gemacht und du kannst dir ein geruhsames Osterfest abschminken.
Da Patienten ab und an mit ihrem Schicksal hadern, lassen sie gern einmal gedankenverloren eine Lücke zu ihrem Vordermann/frau entstehen. In diese Lücke stoßen freie Bürger geistesgegenwärtig ein. Als Patient solltest du da freundlich lächeln. Schon die kleinste Andeutung von Aufbegehren, wie ein gemurmeltes: „Hey!“, wird unweigerlich mit sinngemäß: „Wenn du Idiot zu dämlich bist, ordentlich aufzuschließen, solltest du lieber in deiner Bruchbude bleiben und dort verrecken“ gekontert.
In deinem Hirn löst das eine partielle Sprachlähmung hervor, die du mit gesenktem Kopf vertuschen solltest. Tu so, als sei gar nichts geschehen und wünsche dem Herrn einfach: „Frohe Ostern.“ Jeglicher Versuch einer Gegenattacke führt unweigerlich zur Katastrophe. Danach kannst du nur noch als Wurm den Discounter verlassen. Vielleicht musst du sogar weinen.
Verlässt du als Patient weinend einen Discounter, hast du auch noch die anderen Patienten gegen dich, weil die auch ab und zu jemanden brauchen, den sie peinigen können. Garantiert rammt dir als Nächstes ein Mitpatient seine Autotür in deinen Schrotti, oder bricht dir den Außenspiegel ab.
Frohe Ostern!
Ende des Buches – 2009
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Vorwort
Dieses Buch handelt von Depressionen. Zur Jahreswende 2007/2008 hielt mich eine akute Depression fast 4 Monate in einer seelischen Gefangenheit. Das Schreiben von Briefen schien mir eine geeignete Therapie neben der Medikation zu sein. Zur Überhöhung der Texte schuf ich die doch sehr verwirrte Figur Ki Apfel.
Meine Intensivgruppe
Ich habe eine Frau und ein Kind in meiner Wohnung. Ein Junge, der für sein Alter schon ziemlich ausgeschlafen ist. Ich glaube, dass er ein Mensch gewordener Alien ist, weil er unentwegt am Computer mit Außerirdischen kommuniziert.
Alpine Wintersport-Therapie
Wir hatten einige schöne Wintertage in der Anstaltsregion und schon ging es eines Tages ab mit der Intensivgruppe zur Sport-Therapie, in ein Skigebiet. Natürlich eines in der Nähe und auch fluchtsicher in einem Hochtal gelegen. Vor der Zufahrt war sogar ein Schlagbaum, wo man Geld bezahlen musste.