Musik, Tanz und Ekstase
Ich fühle mich schon in Sicherheit, als plötzlich das Orchester verstummt. Der Körper des Dirigenten ist gespannt wie ein Flitzebogen und sein Taktstock vibriert zum Einsatz bereit in der Luft. Alle Musiker drehen sich zu mir um.
Lieber Fritz,
neuerdings habe ich einen wiederkehrenden Traum. Er hat mit Musikinstrumenten und Komponisten zu tun. Ich soll in dem Traum ein Musikinstrument spielen, habe es aber verlegt. Das ist unangenehm, weil es ein sehr berühmter Komponist ist, dessen Werk zum ersten Mal aufgeführt wird.
Es fängt schon damit an, dass ich den Konzertsaal nicht finde, obwohl ich extra Stunden vorher losgefahren bin. Dann ist das Auto auch noch weg. Ja, es ist einfach weg und ich sitze auf einem Stuhl mitten auf der Straße. Jetzt weiß ich gar nicht mehr, was schlimmer ist, dass ich gar kein Musikinstrument habe, oder dass ich nicht weiß, wie ich zum Konzertsaal kommen soll.
Das belastet mich so sehr, dass ich ein Stück des Traumes weglasse – im Traum. Ich sitze also plötzlich auf dem gleichen Stuhl mitten im Orchester.
Ich schwitze extrem und bin auch davon überzeugt, dass der Schweiß mir in Strömen herunter läuft. Meine Füße stehen schon im Wasser, als der Dirigent das Podium betritt. Das Wasser ist so hoch, dass es mir in die Schuhe läuft. Bisher scheint aber noch keiner irgendwas bemerkt zu haben.
Der Dirigent wendet sich ehrfurchtsvoll dem Komponisten zu, der in der ersten Reihe sitzt, und verbeugt sich. Alles ist sehr feierlich. Dann dreht er sich zum Orchester, hebt er den Taktstock und schaut mir direkt in die Augen. Er lächelt freundlich und nickt mir aufmunternd zu. Jetzt geht es los. Die Musik ist sehr außergewöhnlich und alle Musiker winden sich in emotionaler Ekstase.
Darin sehe ich meine Chance. Ich stehe auf und mache unglaubliche Verrenkungen in Ermangelung eines Instrumentes. Ich reiße an meinen Haaren und stoße auch spitze Schreie aus. Alles scheint bestens zu laufen. Der Dirigent macht einen zufriedenen Eindruck und auch der Komponist ist bis dahin mit der Aufführung einverstanden. Jedenfalls wiegt er seinen Kopf genüsslich mit geschlossenen Augen.
Ich fühle mich schon in Sicherheit, als plötzlich das Orchester verstummt. Der Körper des Dirigenten ist gespannt wie ein Flitzebogen und sein Taktstock vibriert zum Einsatz bereit in der Luft. Alle Musiker drehen sich zu mir um.
Es soll offenbar meine Solopassage folgen. Mein Zustand ist desolat. Das Hemd ist zerrissen und hängt aus der Hose. Der Frack ist in einem jämmerlichen Zustand, alles ist triefnass. Das scheint aber noch soweit o.k. zu sein, jedenfalls zeigt keiner eine Irritation.
Jetzt wüsste ich natürlich gern, was ich zu spielen hätte, damit ich die Passage wenigstens pantomimisch interpretieren könnte. Verzweifelt schaue ich auf das Notenpult. Es ist leer! Ich habe die Noten vergessen.
Dann umfängt mich gnädige Dunkelheit. Ich befinde mich in der Nähe der Andromedagalaxie, ohne Raumschiff. Mit triefnassem Frack und heraushängendem Hemd. Neben mir schwebt der Komponist. Er lächelt verständnisvoll.
Das ist mir aber kein richtiger Trost und ich werde wach.
Meinst du, der Traum hat etwas zu bedeuten? Ich glaube eher nicht, oder?
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