Entspannen und loslassen können
Wahrscheinlich haben Sie selbst schon oft den Moment der Erschöpfung wahrgenommen und ebenso oft haben Sie die Signale beiseite geschoben. Sie haben sich damit selbst belogen, dass Sie ja bald einmal ausspannen, dass der Druck von selbst nachlässt, oder ähnliches.
Loslassen zu können ist eine der entscheidenden Fähigkeiten, um einen Burnout zu vermeiden, oder ihn zu besiegen.
Natürlich gibt es (wie immer), unendlich viele Varianten des Loslassens. Ich möchte mich heute, Angesichts der Urlaubszeit, auf die Variante Urlaub konzentrieren. Nach dem ersten Umbau dieser Website (2012 – Anmerkung des Autors) war es eigentlich angesagt, wieder Inhalt zu produzieren. Als Informationstechnologe im letzten Beruf weiß ich, dass im Internet Aktualität sehr wichtig ist. Als ehemaliges Burnout-Opfer, weiß ich allerdings auch, dass meine Gesundheit viel wichtiger ist!
Es fiel mir selbst nach den Therapien wahrlich nicht leicht, den Computer einfach aus zu lassen. Ich bin immer noch ein gefährdeter Macher. Diese Erkenntnis ist allerdings auch meine eigentliche Waffe gegen einen Rückfall. Wenn ich von Erkenntnis spreche, meine ich nicht allein die Erkenntnis des analytischen Verstandes, sondern ganz besonders die Kraft des Bauchgefühls und die Sensibilität dieses Bauchgefühl ernst zu nehmen. Sensibilität hat dabei zwei Aspekte: Achtsamkeit und Disziplin.
Wahrscheinlich haben Sie selbst schon oft den Moment der Erschöpfung wahrgenommen und ebenso oft haben Sie die Signale beiseite geschoben. Sie haben sich damit selbst belogen, dass Sie ja bald einmal ausspannen, dass der Druck von selbst nachlässt, oder ähnliches. Von selbst wird nichts geschehen, das kann ich Ihnen versichern. Im Gegenteil ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass noch eine unerwartete Belastung dazu kommt! So ist das Leben, und so wird es bleiben!
Also müssen sie schon selbst das Heft in die Hand nehmen. Wenn Sie eine Urlaubsauszeit genommen haben (gegeben wird Sie ihnen selten), nehmen Sie das ernst, sonst korrumpieren Sie sich ständig selbst. Dieser Artikel wird nur geschrieben, weil ich gerade Lust dazu habe und weil er mir flüssig in die Tastatur läuft. Würde es haken, so würde ich sofort aufhören – wirklich!
Das Foto (das mittlerweile in den Tiefen der Festplatten verschwunden ist – Anmerkung 2020) ist zum Beispiel entstanden, als ich in genau in dem Zwiespalt war, neuen Inhalt zu produzieren, aber keine Inspiration dafür hatte. Also nahm ich die Kamera kurz entschlossen und machte mich zu einen langen Spaziergang auf. Und selbst dem Druck etwas fotografieren zu müssen, widerstand ich so lange, bis ich etwas fotografieren wollte. Entscheidend ist es, dabei alle Gedanken an Fotokunst, oder Sinnhaftigkeit auszuschalten. So etwas war mir früher nie gelungen. Für unser Thema ist es dabei vollkommen unerheblich, wie ein Betrachter die Qualität beurteilt. Als Künstler habe ich erfahren, dass eine schlüssige eigene Haltung wichtiger ist, als das Urteil von Kunstkritik.
Genau so verhält es sich mit Ihrer Haltung zum Urlaub. Widerstehen Sie allen Einflüssen von außen, auch wenn es disziplinarische Kraft kostet. Dieser Kraftaufwand ist sehr gut angelegt und zahlt sich doppelt und dreifach aus. Machen Sie das, was Sie machen wollen, und wenn Ihnen nichts einfällt, machen Sie NICHTS. Loslassen bedeutet ‚Versinken in Gleichmut‘. Dafür müssen Sie nicht alles anders machen, sondern sich nur von Handlungsmustern trennen. Wenn Ihnen das gelingt, werden Sie vielleicht feststellen, dass sich objektiv gar nicht viel ändert. Was sich aber ändert, sollten Sie sich genau und sorgfältig anschauen. Wenn Sie beispielsweise plötzlich drei Mal so lange im Bad befinden, als sonst, könnte es sein, dass Ihr alltäglicher Rhythmus nicht Ihrer wahren Natur entspricht. Das müssen Sie ändern!
Ein Macher (natürlich geschlechterneutral) hat den Nimbus, in allem schnell zu sein. Ich habe viele Jahre für die Einsicht gebraucht, dass ich eher zu den langsamen Menschen gehöre. Heute genieße ich es, meinen Rhythmus gefunden zu haben. Sie schaffen nicht wesentlich weniger, als vorher, und wenn, sind die Ergebnisse deutlich nachhaltiger. Probieren Sie einmal Folgendes: wenn Sie nicht sicher sind, was Sie als nächstes machen sollten, warten Sie es einfach ab, bis es zur Sicherheit geworden ist. Sie werden überrascht sein, wie oft sich die Frage regelrecht in Luft auflöst. Das ist kein Widerspruch zum ‚Heft in die Hand nehmen‘, das ich oben postuliert habe, denn Sie haben sich aktiv für das Abwarten und Nichtstun entschieden. Damit haben Sie den Druck nicht ausgehalten, sondern sich bewusst entzogen. Das ist passiver Widerstand. Eine formidable Technik gegen Burnout!
Nächste Beiträge
Fitness – Anmerkungen zur Muckibude
Ein Beitrag, an dem der Zahn der Zeit mächtig genagt hat. Wir haben Corona, und die Muckibuden sind zu. Das Abo ist gekündigt, ich bin älter geworden, und mittlerweile gehe ich eher mit meinem Gehstock spazieren.
Partyschreck oder Feierbiest?
Der geübte Trinker dürfte jedoch einen eklatanten Unterschied zwischen Nüchternparties und Saufparties mit dem sehr beliebten Steigerungssaufen erkennen. Die Gefahr, dass Sie hier nüchtern schnell zum Partyschreck mutieren, ist entsprechend groß, zumal sich auch Frust einstellt, wenn man die vermeintlich steigende Laune der Saufgäste unbeteiligt beobachten darf.
Karenzzeit – Immer wieder aufstehen
Die Forderung, sich nicht hängen zu lassen, immer wieder aufzustehen, ist nicht neu. Vornehmlich Menschen in befriedigenden Lebenssituationen gehen solche Ratschläge besonders flott über die Lippen. Für den, der am Boden liegt, sieht die Sache dagegen anders aus.