Die Jubiläumsrede
Ich male mir die Dinge ja immer schön aus, in der Fantasie. Vorfreude ist die schönste Freude! Deshalb habe ich schon mal selbst eine Rede verfasst. Du kennst das ja, wenn verzweifelte Kinder sich vorstellen, wie die Eltern an ihrem Grab fürchterlich heulen und alles bereuen. Das falsche Feuerwehrauto zum Geburtstag oder gerade die Barbiepuppe zu Weihnachten, die schon in der Spielzeugkiste liegt.
Lieber Wolfgang,
ich habe ja jetzt bald mein 10-jähriges Jubiläum im Hamsterradbetrieb und bin schon ganz aufgeregt. Meinst du, es gibt ein kleines Geschenk als Anerkennung? Vielleicht eine Kaffeetasse mit dem Logo des Hamsterradbetriebes oder ein Plüschhamster in Arbeitskleidung? Ist aber wahrscheinlich zu viel verlangt, nach nur 10 Jahren. Eine kleine Feierstunde mit Rede wird aber wohl drin sein.
Ich male mir die Dinge ja immer schön aus, in der Fantasie. Vorfreude ist die schönste Freude! Deshalb habe ich schon mal selbst eine Rede verfasst. Du kennst das ja, wenn verzweifelte Kinder sich vorstellen, wie die Eltern an ihrem Grab fürchterlich heulen und alles bereuen. Das falsche Feuerwehrauto zum Geburtstag oder gerade die Barbiepuppe zu Weihnachten, die schon in der Spielzeugkiste liegt.
So ungefähr mache ich das auch. Die schönste Vorstellung ist die Verleihung des Nobelpreises für tolles Nachdenken. Den wird es hoffentlich bald geben, sonst verliert die Vorstellung etwas ihren Reiz.
Nun zur Szene. Ich habe meinen besten Anzug angezogen und alle Mitarbeiter warten schon, dass ich den geschmückten Raum betrete. Der Chef lächelt und bittet mich, in der ersten Reihe Platz zu nehmen. Dann räuspert er sich noch mal kurz und fängt an:
„Lieber Hamster,
nun bist du schon 10 Jahre bei uns und warst nur ein paar Monate davon krank. Außer, dass es uns eine Menge Geld gekostet hat, war das aber nicht weiter schlimm. Deine Kollegen sind toll eingesprungen und haben deine Arbeit unauffällig mit erledigt. Wenn du aber mal da warst, dann hast du uns immer viel Spaß bereitet. Wir haben herzhaft über deine Tollpatschigkeit bei der Buchführung lachen können und dabei hast du dem Betrieb versehentlich so manchen Gewinn erwirtschaftet.
Besonders im Außendienst hast du uns Freude beschert. Wenn du zum Beispiel bei Kunden Dinge gemacht hast, die du gar nicht kannst. Es hat aber trotzdem immer irgendwie geklappt. Zu deinem 10-jährigen Jubiläum haben wir uns etwas ganz Tolles ausgedacht. Wir befördern dich zum Spaßverwalter des ganzen Betriebes. Ab sofort besteht deine einzige Aufgabe darin, den Spaßfaktor bei der Arbeit zu analysieren und die Einhaltung der Spaßvorschriften zu gewährleisten. Du gehst hauptsächlich von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz und fragst einfach, ob alle Spaß haben. Wenn die Mitarbeiter zustimmen, ist alles in Ordnung.
Am Ende des Monats erstattest du mir Bericht über den Spaßlevel im Betrieb. Wenn ich die vielen glücklichen Gesichter in dieser Runde sehe, wird das ein reines Vergnügen für dich werden. Jetzt aber will ich dir zu deinem Jubiläum feierlich eine Kaffeetasse mit unserem Logo und ein Plüschhamster in Arbeitskleidung überreichen.
Du kannst jetzt nach Hause gehen und dich gründlich auf deine neue Aufgabe vorbereiten. Natürlich müssen wir in der Zeit die Überweisungen auf deinen Bankautomaten einstellen. Aber mit solchen Situationen wirst du ja spielend fertig. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen in ungefähr einem Jahr. Bitte ruf uns in dieser Zeit nicht an und komm auch nicht vorbei. Wir melden uns dann schon bei dir, Adieu.“
Ob es wohl so kommen wird, was meinst du?
Nächste Kapitel
Nerven wie Drahtseile
Herrlicher Wintertag in den Dolomiten. Der Schnee liegt meterhoch und der Himmel ist tiefdunkelblau. Um meinen Hals baumelt ein ‘Alles-geht-Skipass‘ und die neue, sündhaft teure Sonnenbrille schützt meine Augen vor der grellen Sonne. Ich fühle mich überirdisch und lächle blöd vor mich hin.
Musik, Tanz und Ekstase
Ich fühle mich schon in Sicherheit, als plötzlich das Orchester verstummt. Der Körper des Dirigenten ist gespannt wie ein Flitzebogen und sein Taktstock vibriert zum Einsatz bereit in der Luft. Alle Musiker drehen sich zu mir um.
Was ist Gott?
Heute sollten wir mal über Gott reden. Im Zeichen der Gleichberechtigung der Frau schreibt man ja heutzutage Gott(in). Folglich müssen wir fortan einen Artikel vor Gott(in) weglassen. Das schaffen wir spielend. Natürlich ist das unserer Vorstellungskraft nicht förderlich. Der weise, alte Mann mit dem Bart geht jetzt nicht mehr.