Der Schatten des Erfolges

Als auch meine zweite Berufskarriere als Informationstechnologe wegen eines Burnouts samt Schlaganfall zusammenbrach, stellte sich die Frage, was denn eigentlich falsch läuft. Daraus entstand dieses Buch.

Vorwort

Wer 35 Jahre lang schöpferisch tätig ist, muss mehr aus seinen Werken machen können. Es handelt sich ja nicht um verderbliche Ware, die die Mindesthaltbarkeit schon nach Tagen überschreitet und abgeschrieben werden muss. Genau an dieser Stelle setzt diese Schrift an.

Präludium

Das Leben fängt bekanntlich mit der eigenen Geburt an. In meinem Fall ereignete sich dies 1956 in der Wohnung meiner Großeltern, Teil der Flöz-Hugo-Siedlung von Wanne-Eickel.

Freejazz

Mein Freundeskreis bestand vornehmlich aus kunstbegeisterten jungen Leuten, die viel diskutierten. Zudem las man die angesagten Autoren und Philosophen, hörte avantgardistische Musik und sah sich gemeinsam Kunstbände an. Diese Clique blieb bis ins Studium hinein zusammen.

Kulturschock

Insgesamt gesehen, war der Kurs eine Achterbahn der Gefühle. Einerseits trafen wir auf phantastische Musiker, die uns eine nicht immer schmeichelhafte Standortbestimmung ermöglichten. Andererseits bekamen wir die Bestätigung, dass das gar nicht so schlecht war, was wir da zauberten und dass unsere theoretischen Kenntnisse gar nicht so schlecht waren.

Das Jahr danach

Im Jahr meines Abiturs besuchte ich zum zweiten mal den Remscheider Kurs. Das Georg Gräwe Quintett machte mittlerweile als Freejazz-Band der zweiten Generation die Jazzclubs unsicher. Der Charme des Neuen fehlte bei diesem zweiten Kurs, obwohl ich auch dieses mal von vielen Erfahrungen profitieren konnte. Zudem fehlten mir meine Freunde, die mir ein Sicherheitsgefühl gegeben hätten.

Berufsmusiker

Während der fünf Jahre fremdgeleiteten Studiums verdiente ich mein Geld ausnahmslos mit Musik. Ich spielte regelmäßig mit dem Georg Gräwe Quintett und später mit dem Grubenklangorchester von Georg Gräwe. Es gab mittlerweile 2 Schallplatten des Quintetts und wir eroberten das nahegelegene europäische Ausland. Ich unterrichtete seit meinem Abitur an der heimischen Musikschule und hatte ein gedeihliches Einkommen.

All that Jazz

Ich machte mein Examen und fühlte mich wieder einmal endlos frei! Ich war achtundzwanzig Jahre alt. Mit den Einnahmen wuchsen die Wünsche. Ich verdiente ordentlich und durch die vielen Beziehungen, die ich in den verschiedensten Szenen aufgebaut hatte, vermehrten sich die Angebote. Ich spielte, was das Zeug hielt. Dixieland, Klassik, Freejazz, Big Band, Lounge, Schlager, Pop, einfach alles, was mir vor die Flinte kam.

Theater

Die Inszenierung wurde ein Bombenerfolg und das Ensemble absolvierten etliche Gastspiele. Das brachte mich auch nach Moskau. Bei einem Empfang in der deutschen Botschaft spielten die Musiker im Garten Fußball, während Bedienstete die Alkoholvorräte auffrischten. Johannes Rau war der Gastgeber.

Starlight Express

Am 12. Juni 1988 hatte das Musical Starlight Express in Bochum Premiere. Das eigens erbaute Musical-Haus war zehn Autominuten von meiner Wohnung entfernt. Auch noch Musical? Ein Jahr lang sträubte ich mich, einen Gedanken daran zu verschwenden.

Magic Moments

Magic Moments nennt man Ereignisse, die zu einer bisweilen unerwarteten Intensität führen und an die sich jeder Musiker gerne erinnert. Mit Winterschladen erlebte ich einen meiner Magic Moments. Der Komponist Klaus König hatte bereits erfolgreich eine Großformation für das Jazzlabel ENJA produziert und plante nun seine internationale Karriere nach vorne zu bringen. Dafür bereitete er ein Projekt vor, das dem großartigen, englischen Autor Douglas Adams gewidmet war, der damals noch lebte.

Wo ist der Ausgang?

Ein Berufsmusiker sollte nicht zu sensibel sein. Es gibt Momente, wo man nur noch weg will. Weg von diesem Ort, weg aus diesem Leben in eine andere Dimension, wenn möglich. In meiner Musikerlaufbahn gab es einige dieser Momente.

Kunst und Kommerz

Mit etwa 35 Jahren war ich auf dem Zenit meiner Musikerkarriere angelangt. Ich brauchte keinen Handschlag mehr für Akquise zu tun. Die Jobs kamen wie gerufen. Der Terminkalender war zum Bersten voll. Ich machte mir keine Gedanken mehr darüber, was ich eigentlich einmal wollte, sondern spulte professionell meinen ‘Dienstplan‘ ab.

Finale

Ich begab mich darauf in ärztliche Behandlung und absolvierte nur noch bereits gebuchte Brotjobs. Die Ärzte diagnostizierten einen beidseitigen Leistenbruch als zunächst zu behebenden Schaden. Anschließend sollte ich mir eine Auszeit bis zum Winter gönnen um dem Körper Gelegenheit für eine Regeneration zu geben.

No Music

Meine Ausbildung zum Informationstechnologen neigte sich dem Ende zu. Zur gleichen Zeit entdeckte ein kleines Team um Dr. Volkmann bei Siemens Business Services die Ressourcen unserer Ausbildungsklasse nebenan bei Siemens-Nixdorf in München-Perlach. Dr. Volkmann und Dr. Schwarz arbeiteten an einem visionären Projekt namens ‘XENIA‘, das bei Gelegenheit multimedial umgesetzt werden sollte.

Systemabsturz und Neustart

Endlich war ich wieder kreativ. Ich merkte, dass ich kreative Arbeit brauchte, wie die Luft zum atmen. Aber noch war nicht alles ausgestanden. Die Finanzen waren ruiniert und ich nahm immer noch Psychopharmaka. Die ganze Familie litt unter der Situation. Die Familie blieb jedoch glücklicherweise intakt!

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