Buntschatten-Seher
Das Licht macht ja den Gegenstand, den es beleuchtet erst bunt. Ohne Licht keine Farben. Du hast bestimmt schon einmal bemerkt, dass es nachts keine Farben gibt, wenn es wirklich sehr dunkel ist. Also ist das Licht dafür zuständig, dass dein Pullover grün aussieht, nicht der Pullover selbst. Wenn also das Licht den Pullover grün gemacht hat, ist seine Aufgabe erfüll
Lieber Klaus,
weißt du, was ein Buntschatten ist? Ich habe das gestern gehört und darüber nachgedacht. Du kennst ja die normalen schwarzen Schatten. Licht fällt auf einen Gegenstand und dahinter wird es dunkel. Beim Buntschatten ist es aber hinter dem Gegenstand bunt. Toll nicht? Buntschatten kann aber nicht jeder sehen, weil es keinen Sinn macht.
Das Licht macht ja den Gegenstand, den es beleuchtet erst bunt. Ohne Licht keine Farben. Du hast bestimmt schon einmal bemerkt, dass es nachts keine Farben gibt, wenn es wirklich sehr dunkel ist. Also ist das Licht dafür zuständig, dass dein Pullover grün aussieht, nicht der Pullover selbst. Wenn also das Licht den Pullover grün gemacht hat, ist seine Aufgabe erfüllt. Was hinter dem Pullover ist, interessiert das Licht nicht mehr. Deshalb bleibt es dahinter unbunt.
Nun ist das so und wir beide wissen das auch. Deshalb verlangen wir auch nicht, dass der Schatten auch noch bunt sein muss. Es wäre sogar belastend für uns, wenn der jetzt auch noch bunt wäre. Das lenkt nämlich von wichtigen Dingen ab. Zum Beispiel von dem Auto, das gerade auf uns zufährt.
Jetzt gibt es aber Menschen, die sind da gar nicht mit einverstanden. Sie wissen nämlich, dass es unter anderen Umständen an der Stelle des Schattens auch bunt ist. Vielleicht haben sie die Stelle schon einmal bunt gesehen. Das macht sie natürlich unruhig. Wir Patienten wissen ja sehr gut, was es heißt, unruhig zu sein. Deshalb sagen wir einfach: „Schatten gleich unbunt, basta!“ Das macht uns ruhig.
Die Buntschattenseher schaffen das aber nicht, bleiben unruhig und werden dann Patienten – Spezialpatienten. Wir kommen mit denen ziemlich gut klar, weil wir ein wenig wissen, wie sich das anfühlt. Die Nachdenkerpatienten machen ja auch immer mehr als für sie gut ist. Arbeiten, lernen oder basteln, bis der Arzt kommt.
Dabei interessiert es in der Regel keine Sau, was dabei herauskommt. Zum Beispiel der Petersdom im Maßstab 1:10 aus Streichhölzern gebaut. Erfolgreicher sind Furzkissen oder Nagellackentferner.
Wenn du die Anstalt vermeiden willst, solltest du nicht zu viel Leidenschaft in Projekte investieren. Mach was mit nackigen Frauen, das kommt bei Männern gut an und schont das Hirn. Für Frauen kannst du eine Zeitschrift über Stars machen. Es kann ruhig das Gleiche drinstehen, wie in den anderen 150 Star-Zeitschriften. Es werden trotzdem alle gekauft. Vielleicht kannst du ja die Geschichten etwas abwandeln. Wenn zum Beispiel in der Einen steht, der Star hätte seine Frau mit der Faust geschlagen, leg eins drauf und behaupte er hätte sie mit der Stehlampe verprügelt.
Ob das wahr ist, interessiert in der normalen Welt niemanden. Wahrheit ist etwas für Patienten und Buntschattenseher. Gestern wäre ich fast in die Falle getappt. Ich habe ja mal gelesen, dass es Milliarden von Sonnen gibt und gestern war eine sternenklare Nacht. Da war ich kurzzeitig versucht nachzuzählen. Ich musste dann herzhaft über mich selbst lachen. Ja, so sind wir Patienten.
Die richtige Einstellung habe ich heute bei einem Anstaltskandidaten im Fernsehen gefunden. Kurz vor der Reise zur Anstalt hat der noch die Kurve gekriegt und ist nach Spanien abgehauen. Dabei war sein Motto: „Wenn schon Scheiße, dann mit Sonne!“ So könnte es gehen, klappt aber leider nicht immer.
Nächste Kapitel
Opernball im Himmel
Es gibt einen theoretischen Supergau bei der Auswahl des Kleides, nämlich dass eine andere Frau das gleiche Kleid bestellt hat. Ja, bestellt, denn niemals würde eine Opernballfrau ein Kleid anziehen, das sie bereits hat. Völlig undenkbar, außerhalb jeglichen weiblichen Opernballgastvorstellungsvermögens.
Karneval für Patienten
Ich bereite mich ja auch gerade intensiv auf eine Karnevalsparty vor. Normalerweise bedeutet Karneval, hier eher Fasching genannt, für Patienten lediglich eine Extraportion ,Bliersheimer Treppensturz‘. Aus therapeutischem Anlass bin ich aber heute auf eine echte Party eingeladen.
Party ohne Alkohol
Ich kann mich noch erinnern, dass Oma mehrfach erzählt hat, wie sie dich im Krankenhaus besucht hat und dir Blumen mitgebracht hat. Du hast dann gesagt: „Scheiß auf die Blumen, bring mir lieber ne Flasche Schnaps!“ Und das, obwohl du ja eigentlich gar keinen Tropfen Alkohol mehr trinken durftest.